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Auftakt Architekturnovember: Gebäudebestand: Last oder Lust?

4. November 2023

Auftakt Architekturnovember: Gebäudebestand: Last oder Lust?

Das Gebäude ist die Botschaft: Nicht zum ersten Mal hat der BDA Baden-Württemberg für die  Eröffnung seines Festivals Architekturnovember einen Ort gewählt, der exemplarisch die Fragestellungen verkörpert, zu denen eine ausgesuchte Expertenrunde dann Stellung bezieht. Die Schwabenbräu-Passage in Stuttgart-Bad Cannstatt ist ein durchaus origineller Bau aus den 1980er-Jahren: im Zentrum eine frei stehende, achteckige Treppenspindel, deren Form sich in einer Art Erker an der Fassade spiegelt. Heruntergekommen, lange mehr oder weniger leer stehend, wird dieser Bau, gleich an der Bahnhofstraße, seit einem halben Jahr wieder bespielt: In Zwischennutzung, der Gemeinderat hat den Abriss beschlossen.

Sascha Bauer hat mit seinem Studio Cross Scale den Bau wieder zugänglich gemacht. Bei einem Etat von 100.000 Euro war mehr als das Notwendigste nicht drin: fünf Türen, davon zwei Brandschutztüren. Bauer, der mit dem Verein Stadtlücken auch schon schlechtere Erfahrungen gemacht hat, lobt ausdrücklich die städtischen Behörden. „Bauen im Bestand ist ein Aushandlungsprozess“, meint er und spricht von „multiplen Autoren“. Das entspricht nicht dem traditionellen Bild des Architekten, der in Neubauten seine persönliche Handschrift verwirklicht. Davon hat sich auch Axel Humbert längst verabschiedet, der sich mit seinem Büro BHSF Architekten in der Schweiz auf den Umbau im Bestand konzentriert. Humbert entwickelt die Lösung aus dem Vorgefundenen heraus, wie er an zwei Projekten für sehr unterschiedliche Bauherren zeigte: Ein Areal bei Bern für eine Genossenschaft, auf den eine Müllverwertung und ein Schokoladelager stand, wobei wegen der Kontamination nur letzteres erhalten bleiben konnte; und ein Umbau von Büros in Wohnungen für einen Investor.

Die Landes-Hochbauverwaltung Vermögen und Bau vergibt grundsätzlich keine Neubau-Aufträge mehr, wie deren Leiter Kai Fischer bekanntgab. Bei Ersatzneubauten gilt die Vorgabe, die Fläche um 20 Prozent zu reduzieren. Gleichwohl betonte Fischer, an die Architekt/innen im Publikum gewandt: „Wir brauchen Sie!“ Die überaus interessante Diskussion, an der sich auch die Landesvorsitzende Lisa Heilmeyer lebhaft beteiligte, kreiste um die Frage, ob es neue Vorschriften wie ein Umbauordnung bräuchte oder eher einen kreativen Umgang mit den bestehenden Bestimmungen.