Das Akronym „IBeB“ ist eine bescheidene kryptische Untertreibung für ein erstaunlich facettenreiches und komplexes Projekt, das tatsächlich vielfältige und teilweise sehr überraschende Antworten auf architektonische, städtebauliche und gesellschaftliche Fragen liefert.
Das INTERGRATIVE BAUPROJKET AM EHEMALIGEN BLUMENGROSSMARKT stellt sich die „Verbindung von Wohnen und Arbeiten“ als Aufgabe und sichert deren Umsetzung durch eine Querfinanzierung der sich unterschiedlich rentierenden Nutzungen im Rahmen eines genossenschaftlichen Modells.
Auf Basis dieser ungewöhnlichen solidarischen Grundkonstellation entwerfen die Architekten ein spannendes Gefüge von Raum- und Funktionskombinationen, das die vielfach gewünschte städtische Nutzungsmischung selbstverständlich herstellt.
Die gewerblichen Nutzungen liegen dabei im Erdgeschoss und können in das erste Obergeschoss oder in das über großzügige Lichtschächte belichtete Souterrain erweitert werden. Das Konzept der räumlichen Verknüpfungsmöglichkeiten setzt sich in den Obergeschossen fort. Dort gibt eine „Rue Intérieure“, die sich in Abwandlung des bekannten Archetyps über Patio-Höfe nach oben zum Himmel über Berlin öffnet. Man bleibt gerne dort stehen und nimmt diesen ungewöhnlichen neuen Ort in sich auf.
Gemeinschaftsflächen im Erd- und im Dachgeschoss bilden eine sinnvolle Ergänzung für diese Nutzungsmischung. Die Fassade aus kleinteiligen prismatischen Keramikelementen stellt eine wohltuende Alternative zum gängigen Wärmedämmverbundsystem dar und scheint in seine Komponenten zerlegbar und damit einem Wertstoffkreislauf zuführbar zu sein.
Das Projekt liefert eine anregende und notwendige Antwort auf aktuelle Fragen des Wohnungs- und Städtebaus und ist so ermutigendes Vorbild und Alternative zur gängigen Wohnungsbaupraxis, dabei ist es innovativ, zeugt von hohem sozialem Engagement, bildet eine schöne Komposition und ist erfindungsreich im Detail.
Prof. Dr. Rudolf Hierl, Mitglied des Preisgerichts